Im Auftrag des Hauses Kirchlicher Dienste der Landeskirche Hannovers und des Spellmeyer Design Netzwerkes durfte ich, nach dem sehr erfolgreichem Ausstellungsprojekt „Gesichter des Christentums“, das Projekt „Religramme – Gesichter der Religionen“ fotografieren. Dafür habe ich 20 Protagonisten aus verschiedenen Religionen interviewt und portraitiert. Eröffnet wurde die Ausstellung am 18.01.2016 im Wolfsburger Rathaus unter der Schirmherrschaft des Landesbischofs und des niedersächsischen Ministerpräsidenten.

Vor vier Jahrzehnten war man in Niedersachsen entweder evangelisch oder katholisch. Andere Religionsgemeinschaften gab es kaum. Heute ist Deutschland ein Land, in dem Christen, Juden, Muslime, Buddhisten, Hindus, Jesiden und viele andere neben- und miteinander leben.

Die Veränderungen, die diese neue Situation mit sich bringt, spüren zuerst die Kinder und Jugendlichen. Schulklassen sind heute fast überall religiös und herkunftskulturell bunt gemischt. Darüber hinaus gibt es in fast jeder Klasse Mädchen und Jungen, die sich keiner Religion zugehörig wissen.

Eng mit der religiösen Vielfalt verbunden ist die kulturelle Vielfalt. Denn fast alle jungen Religionsgemeinschaften sind von Menschen gegründet worden, die aus dem Ausland nach Niedersachsen gekommen sind. Juden und Jüdinnen aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion, Hindus aus Sri Lanka, Buddhisten aus Vietnam, Jesiden aus dem Irak, Orthodoxe Christen aus Russland, freie christliche Kirchen aus Afrika, sunnitische Muslime aus der Türkei, schiitische Muslime aus dem Iran, Aleviten aus der Türkei – um nur die wichtigsten Konfessionen und Herkunftsländer zu nennen.

Sie alle haben ihre Herkunftskultur mitgebracht, und für sie alle stellt sich die Frage, wie sie in Niedersachsen dazugehören können und was das für ihre Herkunftskultur bedeutet. Die Ausstellung „Religramme – Gesichter der Religionen“ wird die religiöse und kulturelle Vielfalt Niedersachsens für jedermann und jedefrau sicht-, hör- und erfahrbar. Zwanzig Frauen und Männer aus zwanzig Religionsgemeinschaften erzählen, wer sie sind, wo sie herkommen und wie sie leben. Sie antworten auf die Fragen: Was ist Dir wichtig an deiner religiösen Tradition? Wie stehst Du zu Menschen mit anderer Religion? Was bedeutet es für Dich, in Niedersachsen zu leben? Sie geben uns Einblick in ihr privates Umfeld und ihre Gebetshäuser. Sie lassen uns teilhaben an den Klängen und wichtigen Texten ihrer religiösen Tradition.
Die Konfessionen der Porträtierten sind höchst vielfältig. Manche sind ahmadiyya-muslimisch, alevitisch, evangelisch-lutherisch und -reformiert, hinduistisch oder jesidisch. Andere jüdisch, mahayana-buddhistisch, liberal-jüdisch, orthodox- oder charismatisch-christlich. Wieder andere römisch-katholisch, schiitisch- und sunnitisch-islamisch oder theravada-buddhistisch. Sie alle leben und arbeiten in Niedersachsen. Und sie alle respektieren einander. Jeder und jede für sich hat seine und ihre guten Gründe für eine bestimmte religiöse Überzeugung. Und jeder und jede anerkennt, dass es sich bei den übrigen Porträtierten ebenso verhält.

Begegnen kann man Myriam Abdel Rahman Sherif, Artem Gurvich und den übrigen zwanzig Frauen und Männern an den Orten, an denen die Wanderausstellung ausgestellt wird und jederzeit auf dieser Seite und in den Sozialen Medien.

Veranstalter ist die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers, vertreten durch das Haus kirchlicher Dienste. Die Projektleitung liegt bei Prof. Dr. Wolfgang Reinbold (Arbeitsfeld Kirche und Islam), Prof. Dr. Ursula Rudnick (Kirche und Judentum) und Pastor Jürgen Schnare (Östliche Religionen). Die Auswahl der Porträtierten lag bei den beteiligten Religionsgemeinschaften. Gleiches gilt für die Auswahl der Texte aus den religiösen Traditionen und die Auswahl der Klangbeispiele.

Weiterführende Links:

  1. Zur Webseite vom Religramme-Projekt